Baunscheidt-Therapie
Die Baunscheidt-Therapie gehört zu den ausleitenden Verfahren und ist eine Hautreiztherapie, bei der durch Sticheln und anschliessendes Einreiben mit einem speziellen Öl ein künstlicher Hautausschlag erzeugt wird.
Die Baunscheidt-Therapie geht auf den deutschen Mechaniker und Erfinder Carl Baunscheidt (1809-1873) zurück. Er litt unter Rheuma (anderen Literaturangaben zufolge unter Gicht). An einem Sommerabend im Jahr 1847 wurde er von Mücken in seine heftig schmerzende rechte Hand gestochen und stellte fest, dass daraufhin die Schmerzen nachliessen. Aufgrund dieser Erfahrung entwickelte Baunscheidt ein Nadelgerät und ein Kräuteröl, das die Wirkung des Mückensekrets nachahmen sollte. Die Baunscheidt-Therapie wurde von der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn klinisch untersucht und empfohlen und wurde in den 1860er Jahren von vielen Ärzten angewendet. Heute wird das Verfahren hauptsächlich von Naturheilpraktikern und naturheilkundlich orientierten Ärzten eingesetzt.
Die Baunscheidt-Therapie ist wie das schröpfen auch eine Reiztherapie, bei der man sich das Prinzip der Reflexzonen zu Nutze macht. (Siehe oben unter Schröpfen).
Bei der Baunscheidt-Therapie wird durch die Reizung der Haut sowohl die lokale Durchblutung angeregt als auch die Durchblutung der inneren Organe, die mit den behandelten Hautsegmenten reflektorisch verbunden sind. Dadurch wird eine allgemeine Kräftigung (Tonisierung) erreicht. Ausserdem wird der Lymphfluss sowohl nach innen als auch nach aussen gefördert, wodurch Gift- und Krankheitsstoffe sowie Schmerzmediatoren abgeleitet werden. Die künstlich gesetzte Entzündung wirkt zudem immunstimulierend.
Indikationen:
- chronische Nervenentzündungen (Trigeminusneuralgie)
- Gicht- Nerven- und Muskelrheuma
- Mittelohrentzündung
- Tinnitus
- Frauenleiden
- nervös bedingte Magenbeschwerden
- Gallen- oder Nierenkolik
- Blähungen